Vor wenigen Wochen war Frau Pfarrerin Maria-Katharina Moser zu Gast bei Claudia Stöckl in der Ö3 Sendung „Frühstück bei mir“. Das Gespräch war ein dreistündiges „Wort zum Sonntag“ und ich fand es sehr bereichernd. Ein Gedanke ist mir besonders in Erinnerung geblieben: „Es ist so schwer seine Fehler einzugestehen!“ Frau Mag. Moser berichtete von einem Fall, wo Auflösung von Schuld erst möglich wurde, als dem Auslöser des Konfliktes vom Opfer vergeben wurde. In der Vergebung hat sich der Blick erweitert und der eigene Fehler wurde sichtbar. Dadurch konnte Heilung beginnen.
Dietrich Bonhoeffer fasst es in einem Text sehr dicht zusammen: „Wir machen es uns ja so leicht mit den anderen Menschen. Wir stumpfen uns gänzlich ab und meinen, wenn wir gegen jemand keine bösen Gedanken hegen, dann sei das eben dasselbe, als hätten wir ihm vergeben – und wir übersehen dabei ganz, dass wir keine guten Gedanken über ihn haben – und vergeben, das könnte doch heißen, lauter gute Gedanken über ihn haben, ihn tragen, wo wir nur können.“
Das ist ein hoher Anspruch im zwischenmenschlichen Bereich. Woher sollen wir die Kraft schöpfen? Vor allem wenn die Verletzung so stark ist, dass es unmöglich scheint Vergebung als „Vorschuss“ zu gewähren und dann noch gutes Denken?
Der kommende Sonntag gibt uns einen Hinweis, wie es gelingen könnte. Die katholische Kirche feiert an diesem Tag das Fest „Taufe des Herrn“. Eine für Johannes den Täufer herausfordernde Situation. Jesus möchte von ihm getauft werden. Da kommt sogar der raue Kerl mit seinem ungewöhnlichen Aussehen – Kamelhaarmantel – und seiner asketischen Lebensführung – ernährt sich von Heuschrecken und Honig – ins Schwanken. Wenn er sagt: „Ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen.“ Jesus bittet in der Taufe um Vergebung, er fordert Johannes auf dies zuzulassen. Johannes gibt nach und tauft Jesus mit dem Wasser aus dem Jordan,
obwohl er weiß, der der ihm gegenübersteht wird mit dem Heiligen Geist taufen, mit der Kraft des Höchsten, mit dem Tröster der Welt. Seine Taufe wird die Menschen hineinnehmen in das Geheimnis Gottes.
Kannst du dich an deine Taufe erinnern? Eher nicht! Außer du bist als Erwachsener getauft worden. Wenn, wie in unseren Breiten üblich, ein Kleinkind getauft wird, bitten die Eltern für das Kind um Vergebung und Erlösung. Im Sakrament feiern wir dieses Geschenk Gottes und freuen uns, dass Gott seine Kinder liebt. Warum glauben wir, dass Gott unsere Kinder und uns liebt? Dazu müssen wir wieder in das Evangelium hineinlesen. Nach der Taufe - so beschreibt es der Evangelist Markus - sah
Johannes, dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf Jesus herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“
Jesus hat um Vergebung gebeten und Johannes hat dies zugelassen, obwohl er nicht überzeugt war, und letztlich belohnt Gott beide mit seinem Zuspruch. Diese Geschichte könnte uns Kraft geben den zu vergeben, der an mir schuldig geworden ist, damit die Liebe letztlich siegen kann. Dazu möchte ich dich heute ermutigen. (erschienen am 5.1.2023 in der Wochenzeitung - DerEnnstaler)
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